Mehr Eigenverantwortung, weniger Umverteilung: Der Schlüssel zu einer starken Gesellschaft
Was bedeutet es, dass es 5,5 Millionen Bürgergeldempfänger in unserem Land gibt? Dass wir fast 3 Mio. Arbeitslose (Januar 2025) haben bei rund 630 000 offenen Stellen?
Ich schaue auf Deutschland wie auf eines der Unternehmen, die ich als Unternehmensberater seit vielen Jahren begleite. Und ich sage: Wir haben ein strukturelles Problem.
Die Masse an Bürgergeldempfängern und die Diskrepanz zwischen Arbeitslosen und offenen Stellen zeigt, dass wir grundsätzlich gegensteuern müssen. Der fürsorgliche Staat, der versucht, strukturelle Probleme durch Umverteilung zu lösen, wird die Menschen in Armut stürzen. Er macht sie schwach, hält sie klein und macht sie abhängig vom Staat.
Der fürsorgliche Staat
In meinen Führungsseminaren stelle ich den Teilnehmern die Frage: Woran erkennen Sie einen guten Anführer? Die Antworten beschreiben meist verschiedene Tätigkeiten und detaillierte Aspekte. Doch was ist das über allem schwebende Prinzip? Die Qualität eines Anführers zeigt sich daran, wie sehr die Menschen, die von ihm geführt werden, größer, stärker, besser, selbstverantwortlicher, mutiger werden.
Wie behandeln die Führungskräfte im Unternehmen Deutschland, also unsere politischen Anführer, uns Bürger?
Sie halten uns mit überbordender Bürokratie und sehr hohen Steuern klein. Würden sie uns stark und unabhängig machen wollen, würden sie nur mit Augenmaß regulieren und sich auf so wenige Vorschriften wie möglich beschränken. Bevor es neue Gesetze gibt, würden sie sich fragen, ob es nicht auch ohne machbar wäre.
Doch der Staat traut uns Bürgern nicht zu, Verantwortung zu übernehmen. Er hält viel zu viele Bürger klein und schwach. Hindert sie daran, besser zu werden. Übernimmt die Verantwortung, das Leben seiner Bürger zu organisieren. Macht die Menschen ängstlich.
Das Leben an sich wird so für viele zur Belastung und Bedrohung. Aus Staatssicht ist das gut so. Denn der fürsorgliche Staat kann sich dann als Herr, Schützer und Mutter zugleich aufspielen.
Sozialstaat gleicht einem Trampolin
Ich halte den Sozialstaat für etwas Gutes. Doch wir müssen ihn auf das begrenzen, was nötig ist. Kostenlose Bildung, hohes Maß an innerer Sicherheit, Vermeidung von Altersarmut, solidarische Kranken- und Pflegeversicherung sowie ein vorübergehendes Auffangnetz bei Arbeitslosigkeit.
Das Ziel muss sein, durch den Sozialstaat die Eigenverantwortlichkeit des Bürgers zu stärken. Der kostenlose Zugang zu Bildung schafft die Voraussetzungen dafür, dass Menschen Arbeit finden und produktiv werden. Unser gesellschaftlicher Anspruch muss sein, dass jeder Bürger arbeitet, um ein gutes Leben zu führen.
Das Streben nach einem guten Leben muss in der Verantwortung des Einzelnen liegen. Der Staat und die Gemeinschaft bietet dazu nur die passenden Rahmenbedingungen. Unsere Gesellschaft mit ihrem Sozialstaat gleicht einem Trampolin: Jeder kann hier beliebig hoch springen, je nachdem, wie viel er erreichen will. Doch Anlauf nehmen und springen muss jeder selbst.
Der Kampf gegen Armut wird uns gelingen, wenn wir diese Eigenverantwortung stärken. Wenn wir Menschen befähigen, ihr Potenzial freizusetzen. Talente entdecken, Talente schmieden und durch Arbeit und Training immer besser werden.
„Die Reichen“
Wer mit seinen Talenten einen Nutzen für andere stiftet, verdient damit Geld. Es liegt in der Natur der Sache, dass es Menschen gibt, die dadurch unverschämt viel Geld verdienen, vielleicht sogar Einkommensmillionäre sind – und andere, die in einem Jahr nur so viel verdienen, wie andere an einem einzigen Tag.
Ja und? Das ist kein Grund, den Topverdienern immer tiefer ins Portemonnaie zu greifen, denn die obersten zehn Prozent zahlen sowieso schon extrem viele Steuern. Wissen Sie, wie viel? Sie tragen 55 Prozent der Einkommensteuer bei. Die unteren 50 Prozent stehen übrigens lediglich für 6,4 Prozent der Einkommensteuer.
Die ständige Debatte, den “Reichen” mehr wegzunehmen, um es den “Armen” zu geben, wird dazu führen, dass die “Reichen” irgendwann keinen Bock mehr haben. Wir sollten damit aufhören. Denn die “Reichen” gehören mit Sicherheit zu den Leistungsträgern unseres Landes.
Starker, aber schlanker Staat
Was wäre, wenn wir dem Staat und den Politikern als Gesellschaft folgenden Handlungsauftrag geben?
Steuerlast für jeden einzelnen Leistungsträger minimieren (nicht nur für Unternehmen, sondern vor allem auch für alle Bürger).
Bundeshaushalt ohne Neuverschuldungen und Nachträgen einhalten.
Staatsverschuldung abbauen.
Mag sein, dass der Staat dann mit weniger Geld auskommen müsste. Das macht aber nichts. Denn er wäre dann – mangels Budget – gezwungen, die Bürokratie radikal zurückzufahren. Staatsbedienstete müssten als Produktivkräfte in die Wirtschaft umsiedeln. Ein reformiertes Bildungskonzept würde das Ziel verfolgen, Menschen zu befähigen, Karriere zu machen und Geld zu verdienen.
Von fünf Millionen Bürgergeldempfängern bleiben nach ein paar Jahren nur noch eine Million übrig. Von den 2,7 Millionen Arbeitslosen sind sicherlich nicht alle arbeitsfähig. Aber wir schaffen es bestimmt, für 1,7 Millionen Menschen einen Job zu finden. Sicherlich sind das im ersten Schritt nicht immer hochqualifizierte und erfüllende Jobs. Wahrscheinlich sind es in einigen Fällen harte Jobs, die nicht jeder machen will.
Ja und? Dann fängt man damit eben erstmal an, verdient sich sein erstes Geld und kann parallel nach bessern Jobs Ausschau halten. Die Anspruchshaltung, dass dieser oder jener Job meiner nicht würdig ist und ich deswegen lieber Almosen von der Gemeinschaft kassiere, als mir die Hände schmutzig zu machen, ist auf jeden Fall fragwürdig.
Ein schlanker, aber starker Staat mit starken Bürgern – so wird unsere Zukunft gut.
Was macht die soziale Marktwirtschaft sozial?
In der Führung von Unternehmen sind Freiheit und damit auch die Eigenverantwortung der Menschen entscheidende Schlüssel, um erfolgreich zu sein. Gleiches gilt für uns als Land und Gesellschaft. Statt sozialer Umverteilung muss unser Ziel sein, die Eigenverantwortung und Eigenständigkeit der Bürger zu fordern und durch den Sozialstaat zu fördern. Der Bürger muss wieder zum selbstbewussten Souverän werden, der möglichst unabhängig vom Staat leben kann.
Als rohstoffarmes Land bleibt uns nur die eine wertvolle Ressource: die Gehirne unserer Bürger. Diese müssen wir entwickeln, indem wir massiv in Bildung und Forschung investieren – und dann das Spielfeld bereiten, auf dem wir mit diesen Ressourcen Geld und Wohlstand mehren: einer florierenden Wirtschaft.
Deutschland hatte schon mal die klare Richtung, wie Zukunft gut gelingen kann: die soziale Marktwirtschaft. Marktwirtschaft ist nicht unser Feind. Sie ist der Garant dafür, dass wir ein gutes Leben leben. Die Menschen in den Entwicklungs- und Schwellenländern haben das verstanden. Sie sind hungrig nach Erfolg. Streben nach einem guten Leben und sehnen sich nach dem Wohlstand, den wir haben. Dafür brauchen sie den Zugang zu einer florierenden Marktwirtschaft.
Und so ist die Marktwirtschaft an sich das Soziale: Denn sie ermöglicht es jedem, seine Chancen zu ergreifen. Sich anzustrengen. Und nach einem guten Leben zu streben. Sozial ist, wenn der Mensch Eigenverantwortung übernimmt, Leistung bringt und dann auch die Früchte seines Erfolgs genießen kann – ohne dass der Staat sich übermäßig daran bereichert, um es an diejenigen umzuverteilen, die dem Sozialstaat lieber auf der Tasche liegen und sich als ewige Babys füttern lassen wollen.